Am Samstagabend hatte das Stück «Famili uf Miati» (im Original: «Rent a Family»), eine Adaption des Lustspielklassikers «Tante Jutta aus Kalkutta» Premiere. Die Theatergruppe Rhybrugg bot grossartige Leistungen und beste Unterhaltung.
Was tun, wenn das normale Einkommen als Pflichtverteidiger nicht für die luxuriöse Lebensführung mit Wohnung mit Seeblick und eigenem Butler ausreicht? Wenn man gleichzeitig mit Tante Jutta aus Kalkutta über eine reiche Erbtante, die bereits jetzt oft mit Geld weiterhilft, verfügt? Ganz einfach, man erfindet eine komplette Familie mit Gattin, Schwiegervater und Kleinkind, um Tante Jutta noch spendabler zu machen.

Bester Freund in Frauenkleidern
Was aber, wenn diese Tante dann ausgerechnet zum 39. Geburtstag unverhofft vor der Tür steht? Dann muss improvisiert werden, muss der beste Freund in Frauenkleidern als Gattin einspringen und das Baby des Butlers als das eigene ausgegeben werden.

Was natürlich zu den lustspieltypischen Irrungen und Wirrungen führt. So verkomplizieren sich die Dinge, als sich Pflichtverteidiger Thomas Nägeli und sein bester Freund Loius Nicollier ausgerechnet in Julia, die zu Besuch weilende beste Freundin der Tante Jutta verlieben. Mehr soll hier nicht verraten werden, schliesslich warten noch einige Aufführungen der Theatergruppe Rhybrugg auf die lachbereiten Besucher.
«Tante Jutta aus Kalkutta» von Max Reimann und Otto Schwartz ist ursprünglich ein deutsches Filmlustspiel, das 1953 uraufgeführt wurde. «Ein dümmlicher Schwank, vollgestopft mit hanebüchenem Klamauk», so die Filmkritik im «Lexikon des Internationalen Films». Aber als Bühnenstück inzwischen ein Klassiker, ein richtiger Gassenhauer. Das Paradebeispiel eines Lustspiels mit garantiertem Tohuwabohu.

Die Schauspieler der Theatergruppe Rhybrugg spielten die schweizerdeutsche Fassung «Famili uf Miati» bei der samstäglichen Premierenaufführung in der MZH Kirchenfeld Diepoldsau mit enormer Lust und grosser Bühnenpräsenz. Die grossartige Regiearbeit von Silvana Mainardi und Karin Aerni sorgte für einen flüssigen und kurzweiligen Lauf des Geschehens und passende Präsentation der vielen Pointen und Lacher. Ein Gag jagte den anderen.

Sehr gute humorige Leistung
Das Amateurensemble bot eine durchgängig sehr gute, humorige und beinahe professionelle Leistung mit Esprit und Witz und nonchalanter Leichtigkeit. Absolut köstlich die beiden männlichen Hauptprotagonisten Remo Langenegger als Pflichtverteidiger Nägeli und Daniel Graber als sein bester Freund und Pseudoehegattinschauspieler Louis Nicollier.
Was sie zeigten, war die pure Lust am Schauspielen. Herrlich zu sehen, wenn sich die beiden auf der Bühne über sich selbst so amüsieren, dass sie ihre Lachkrämpfe kaum mehr beherrschen können. Herrlich auch die Mimik von Daniel Graber, als er als «Ehegattin Nicole» von Tante Jutta aufgefordert wird, dem plötzlich aufgetauchten Baby die in Wahrheit ja nicht vorhandene Brust zu geben.

Bühnenpräsente Tante Jutta
Sonja Fehér ist eine bühnenpräsente Tante Jutta, die sich naiv gibt, aber dann doch durchschaut, dass die intakte Familie des Pflichtverteidiger Nägel nur Fassade ist. Karl Sieber weiss als distinguierter Butler Johann, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, zu gefallen.
Urs Spirig stolpert als schwer angesäuselter Penner Fredy urkomisch über die Bühne. Und auch das restliche Ensemble mit Melanie Knöpfel, Jaqueline Campanile, Daniela Abderhalden und Ottilia Kuster weiss, wie man Lacher aus dem Publikum erntet.
Text und Bild: Ulrike Huber, Rheintal24.ch
Erschienen: 23. Oktober 2022