Zum 60. Mal inszeniert die Juma ein Theaterstück. Dieses Jahr ist es die turbulente Komödie «Rent a Family».
Pflichtverteidiger Thomas Nägeli (Matthias Grimm) hat es nicht leicht. Er ist schlecht gelaunt und hat keine Lust, seinen 30. Geburtstag zu feiern. Er besitzt zwar eine elegante Wohnung mit Blick auf den Vierwaldstättersee und beschäftigt einen Diener (Johan Mahler, gespielt von Flynn Gattiker), lebt aber finanziell weit über seine Verhältnisse.
Zum Glück gibt es die Tante Jutta in Kalkutta, die ihren Neffen regelmässig mit Geld versorgt, vor allem seit er eine Familie hat. Dummerweise existieren Ehefrau Nicole und Sohn Amadeus nur virtuell, und der ganze Schwindel droht aufzufliegen, als die Erbtante (Désirée Kaiser) überraschend in Hergiswil auftaucht.

In einem turbulenten Spiel von Schein und Wirklichkeit übernehmen Nägelis Freunde und Bekannte die Rollen der mehr oder weniger glücklichen Familie. Thomas’ Freund Louis Nicollier (Matthias Schlumpf), von Beruf Schauspieler, spielt verkleidet die Ehefrau. Amanda – dummerweise ein Mädchen -, die Tochter von Johan und Maja Mahler (Celestine Rüfenacht), mutiert zu Amadeus. Dem Penner Fredy (Lars Kaiser), der fleissig die Hausbar heimsucht, wird die Rolle des Schwiegervaters zugeteilt.
Zwischendurch tritt immer wieder Lea Freuler von der Post auf (Celestine Rüfenacht), die in Louis verliebt ist und mithilft, mit ihren Postsendungen das Geschehen auf der Bühne in Schwung zu halten. Im zweiten Teil des Stücks erscheinen mit Julie (Melinda Blättler) und der Heilerin Jacky Spirig (Sarah Frei) zwei geheimnisvolle Damen, die ihr eigenes Süppchen kochen und dafür sorgen, dass die Freunde Thomas und Louis plötzlich zu Rivalen in Sache Liebe werden.

Regisseur setzt auf Gestik und Mimik
Natürlich geht der Besuch von Tante Jutta für die Menschen auf der Bühne und das Publikum am Ende gut aus. Dafür braucht es eine überzeugende Arbeit des ganzen Staff. Als Regisseur amtet zum zweiten Mal Simon Fleischmann, ein Autodidakt aus den eigenen Reihen.
Auf die Frage nach dem Antrieb für diese Aufgabe meint er: «Das Wichtigste ist der Werdegang und das Endprodukt. Angefangen beim Durchlesen der in Frage kommenden Stücke bis zur Premiere. Meine Methode ist ‹Trial and Error›. Bei den Proben lege ich das Schwergewicht auf die Körpersprache: die Gestik, die Mimik, die richtigen Positionen auf der Bühne.» Alle Mitwirkenden setzen seine Anregungen hervorragend um und erfüllen ihre Rollen mit Leben.

Désirée Kaiser, die zum zweiten Mal dabei ist, spielt die Tante Jutta gern: «Die Rolle passt sehr gut zu mir, denn ich kann alle Register meines Charakters ziehen. Von der besorgten Tante bis hin zu emotionalen Ausbrüchen, wenn ich mich verschaukelt fühle.»
Matthias Grimm agiert zum neunten Mal auf der Bühne und kann seine Erfahrung gut gebrauchen: «Thomas Nägeli zu spielen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn es ist nicht immer einfach, den Überrumpelten zu spielen. Zum Glück harmoniere ich mit Matthias Schlumpf hervorragend.» Und Maja Mahler, die zum ersten Mal beim Juma-Theater mitspielt, lobt die Truppe: «Ich wurde angefragt und bin froh, dass ich alle gut kenne und dass sie es mir leicht gemacht haben.»

Besonders auffällig ist, wie gut die Schauspielerinnen und Schauspieler mit der Stimme umgehen, wie gelassen der Sprachrhythmus ist und wie klar sie auch in turbulenten Momenten artikulieren. So geht keine der durchaus gewollten Anspielungen auf Hergiswil und seine Bevölkerung verloren, und auch die Schlusspointe, die überraschender kaum sein könnte, kommt voll zur Geltung.