Die Theaterlüüt bringt nach der pandemiebedingten Pause Spannung auf die Bühne, legt falsche und richtige Fährten – und jagt der Frage nach: Wer ist der Hexer?
«Mit Würgen» hätten sie die beiden Coronajahre hinter sich gebracht, sagt Lukas Frey, Vereinspräsident der Theaterlüüt Othmarsingen. Dabei hätten sie mit einem Stück nach Erich Kästner ihr dreissigjähriges Bestehen feiern wollen. Mit sechs Rollen für Kinder, von denen freilich nur drei hätten besetzt werden können. Doch dann: Zwei Jahre tote Hose. Im letzten September, auf den Vorschlag von Regisseurin Brigitte Wyss hin, ein Entscheid: «Der Hexer», nach dem Roman von Edgar Wallace, soll es sein.
Der Haken: keine Kinderrollen. «Da haben wir uns kurzspitz entschlossen, drei Kinderrollen dazuzuschreiben», sagt der Vereinspräsident. Kurze Sprechrollen. Man will ja den kostbaren Nachwuchs nicht vergrämen. Frey: «Es funktioniert wunderbar.» Auch wenn die Headsets für die Mädchen, damit ihre Stimmen das Publikum erreichen, etwas kosten.
Die Gattin des Hexers zu Besuch
«Der Hexer» erfüllt den Anspruch der Theaterlüüt vortrefflich. Spannende Unterhaltung bis zur letzten Sekunde mit Szenen, die zum Lachen anregen, mindestens auch einer, «die unter die Haut geht». Vor allem aber wird die Kombinatorik-Maschine im Kopf angeregt: Wer ist der Hexer? Er hat mehrere Menschenleben auf dem Gewissen, unter anderen einen Kinderschänder und einen Drogenboss. Und er hat noch eine Rechnung mit einem Rechtsanwalt offen. In dessen Wohnung spielt das Stück.
Aber gibt es den Hexer überhaupt, lebt er noch, dieser Verwandlungskünstler, der auch schon als Fernsehmoderator oder Feuerspeier aufgetreten und untergetaucht ist? Scotland Yard ist ihm auf den Fersen, erwartet ihn beim nächsten potenziellen Opfer. Dieses beschäftigt dubiose Kleinkriminelle, und die gwundrige Nachbarin ist eine gute Beobachterin. Auch die Gattin des Hexers stattet dem Haus einen Besuch ab, ebenso ein Verhaltenspsychologe mit kriminologischem Interesse. Dies, nachdem die Schwester des Hexers im Haus des Rechtsanwalts tot aufgefunden worden ist.
Viele Fährten führen zu überraschendem Finale
Wer aber ist der Hexer? Dem Publikum werden in Reaktionen und Details des Ensembles (sieben Männer, fünf Frauen, drei Mädchen) laufend Fährten vorgesetzt, ob falsche oder die richtige, stellt sich erst ganz am Schluss heraus. Da geht’s Schlag auf Schlag, drunter und drüber. Oder präziser: Fall auf Knall. Höchstspannung und Überraschungen bis zur letzten Sekunde.
«Denkt an die Lautstärke, damit das Publikum alles hört», sagt Regisseurin Brigitte Wyss an der Probe am Montag. Doch sie ist zufrieden und guter Dinge, dass an der Premiere am 3. März alles sitzt.
Text und Bild: Peter Weingartner, Aargauer Zeitung
Erschienen: 22. Februar 2023